die ersten zeilen von Rudi jun. Stüger
 

student:

Ich bin tot. Zumindest sagte das meine Mutter, kurz bevor ich von zu Hause weggegangen bin. "Du bist tot", sagte sie. Seltsam.
So etwas von der eigenen Mutter zu hören, stört im ersten Augenblick furchtbar. Es schnürt einem die Kehle zu, so in der Art, wie dichter, schwarzer Rauch, der bei Öltankerunglücken aufsteigt, es vermutlich machen würde. Scheiss Rauch. Scheiss Mutter. Scheiss Welt.
Aber sie hatte recht; wie immer. Ich bin tot. Heute habe ich nichts mehr. Keine Liebe, kein Leben. Das einzige was ich noch besitze ist ein hübsches, rotes Fahrrad, dass ich mir einst von einem Freund geborgt hatte und es ihm nie wieder zurückgegeben habe.


 
kommentar von martin amanshauser

das ist ein sehr talentierter text. ich freue mich, dass so etwas gepostet wurde. daran kann man wunderbar arbeiten. denn der konflikt ist da, die handlung entsteht aus dem konflikt, eine schöne metapher ist auch dabei. das gefällt mir fast alles ziemlich, aber erst nach dem nächsten schritt gefällt es mir, glaube ich, wirklich gut.
kritik im detail:
1. absatz: wuerde viel stärker, wenn man dieses seltsame SELTSAM am ende weglassen wuerde. das ist meiner ansicht nach genau das wort zu viel und es nimmt den effekt. denn was in diesem absatz passiert, das ist eben seltsam und braucht keinen zusaetzlichen kommentar.
2.absatz: "es vermutlich machen würde" ist total überflüssig und wertet die metapher davor total ab!
dann kommt ein problematischer abschnitt:
"Scheiss Rauch. Scheiss Mutter. Scheiss Welt.
Aber sie hatte recht; wie immer." Ich finde, da ist zuviel drin. zuviel scheiß, zuviel liebe.
der schluss ist auch wieder sehr schön.
bitte genauer überarbeiten ich freue mich auf die nächste version!

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