die ersten zeilen von Walter Eibensteiner
 

student:

ein rikschafahrer auf einer irgendwostrasse in einem werweisswoland zeigt sich ohne es zu wissen auf pc-bildschirmen vor menschen, die sich von ihm zu geschichtsanfängen inspirieren lassen wollen. dieser mann zeigt den rücken, er hat ja was zu tun, und so bekommt man nur den in der zeit erstarrten abdruck eines längst vergangenen, kurzen lebensmomentes dieses menschen zu gesicht. wer weiss was er jetzt in diesem augenblick in wirklichkeit gerade tut – schwitzen, lachen, fluchen, schwätzen, grübeln, essen, pinkeln, schlafen, rauchen? was auch immer er lebt sein leben während 1000e kilometer westlich von ihm texte hinter seinem rücken geschrieben werden, über ihn, über seine rikscha, über seine situation, über seinen fahrgast, über seine lebensatmosphäre... weiss er das? kriegt er die texte zu sehen, zu hören, zu lesen eines tages – wer findet ihn? wer übersetzt sie ihm? wer erklärt ihm die situation? wie wird er reagieren? wird er verlegen sein? wird es ihm egal sein? wird er sich geehrt fühlen? wird er kichern? wird er den kopf schütteln? wird er überhaupt wissen (wollen), worum es geht? worum geht es überhaupt? ja, so könnte er fragen, so wird er fragen: „worum geht es überhaupt?“ in seiner sprache natürlich, aber angenommen, wir könnten sie verstehen, wie würden wir antworten, wie würden Sie antworten?

 
kommentar von martin amanshauser

irgendwostrasse - das ist ein symblo für diesen text, der für meinen geschmack srh rhetorisch ist. das hat klarerweise kraft. aber ich finde, es ist eine zu sehr rhetorische kraft. der text ist auch zu lange - vorgaben nicht eingehalten.
die idee, sich zu überlegen, was ein anderer mensch gerade tut - die zieht mich an. das tiun wir dauernd.

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