die ersten zeilen von Sabine Wallig
 

student:

Irgendein seltsames Gefährt hatte gerade die Straße überquert. Was es war, davon hatte sie keine Ahnung.
Eigentlich wußte sie prinzipiell sehr wenig. Sie besaß einen sehr geringen intelektuellen Wissensstand und sie war schon von mehreren Leuten als dumm und einfältig bezeichnet worden. Einspruch hatte sie nie gegen solche Meinungsäußerungen erhoben, schließlich lief alles was ihrer Kenntnis entsprach nur auf einen einzigen Punkt hinaus, nämlich dass sie am Leben war.

Hineingeworfen in ein Spiel aus Sein und Werden, aus Sieg und Niederlage, an dessen Strang das Schicksal zieht, werden wir alle an dem Tag unserer Geburt.

Eine sanfte Brise wehte ihr durch das seidige Haar und durch diesen Windstoß angeregt setzte die junge Frau, deren Name übrigens Erika war, ihren morgendlichen Spaziergang fort. Es war ein eigenartiger Morgen, irgendwie von Mystik umgeben, barg er ein Geheimnis in sich, derer glaubte Erika sich sicher zu sein. Etwas war in ihr im Gange, ausgelöst von dem seltsamen roten Gefährt, von dem sie nicht einmal den Namen wußte. Konnte das tatsächlich wahr sein?



 
kommentar von martin amanshauser

sehr sprachkraeftig ist dieser text, und eigentlich mag ich ihn. aber im detail ist noch viel zu arbeiten. ich nehme mir einmal den meiner ansicht nach problematischsten absatz vor:
"Eigentlich wußte sie prinzipiell sehr wenig. Sie besaß einen sehr geringen intelektuellen Wissensstand und sie war schon von mehreren Leuten als dumm und einfältig bezeichnet worden. Einspruch hatte sie nie gegen solche Meinungsäußerungen erhoben, schließlich lief alles was ihrer Kenntnis entsprach nur auf einen einzigen Punkt hinaus, nämlich dass sie am Leben war."
am anfang wird in 2 saetzen 1 gedanke ausgefuehrt. 1 satz mit 2 gedanken, darauf soll es aber hinauslaufen. dass die anderen die protagonistin als einfaeltig empfinden, dass sie sich in dieser hinsicht aber noch nicht ganz sicher ist, d.h., dass sie sich noch sozusagen ihre meinung ueber sich selbst bildet, das ist ein wunderbarer gedanke. in diesem text werden aber dafuer zu viel worte verwendet. das ende des absatzes ist sehr gut, aber auch dieser gedanke koennte geradliniger daherkommen. mich wuerde eine ueberarbeitete version dieses teils interessieren.
die "sanfte brise", die durch das "seidige haar" weht, das kann ich nur als ironie auffassen! bitte etwas vorsichtiger mit solchen adjektiven, die sehr naheliegend sind. vielleicht koennten an diesen stellen andere adjektive stehen. auch bezweifle ich, dass man das wort "brise" außerhalb des meeres verwendet, das ist zu "literarisch" und zu kuenstlich, finde ich.
der orkletzte satz ist super.
der letzte ist extrem rhetorisch, wenn er gestrichen würde, dann wäre der text stärker.
ich bitte um eine überarbeitung - falls meine ansätze richtig sein sollten für diesen text - und freue mich auf eine neue version!

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