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rechtschreibreform |
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kleinschreibung, tugend und protest
(abschließende bemerkungen zu einer elenden "debatte")
die nicht weisungsgebundenen bildungseinrichtungen dieses landes wie
radio, fernsehen, zeitungen, unabhängige verlage, usw. entscheiden
in diesen tagen, ob sie die regeln der ”rechtschreibreform”
übernehmen oder nicht .
die schule für dichtung hat entschieden, diese regeln nicht zu
übernehmen.
1) wir haben keinerlei interesse daran, in zeiten internationaler ethnischer
und kultureller konflikte - die immer auch eminente sprach-, schrift-
und kommunikationskonflikte sind - eine nabelschau bloß deutschsprachiger
wehwehchen zu unterstützen und aufs neue festzuschreiben.
2) angesichts des europäischen einigungsprozesses, der ein geben
und nehmen der beteiligten kulturen nahelegt, auch angesichts des globalen
zeichenwirrwarrs (z.b. im e-mail- und internetverkehr) halten wir eine
"reform", die muttersprachliche eigenheiten nicht europäisch
bzw. global transzendiert, sondern provinziell regrediert, für
das völlig falsche zeichen.
3) die delegierten der ”wiener gespräche” hätten
sich - wenn schon - an den genius loci erinnern können (siehe carl
faulmann, der mit seinem 1880 in wien erschienenen ”buch der schrift”
die erste gesamtdarstellung der schriftgeschichte verfaßt hat
und darin für eine weltoffene behandlung von schriftproblemen plädiert
. siehe die fähigkeit des wienerischen, auch auf slawisches, ungarisches,
jüdisches, romanisches, lautsprachliches, usw. zu verweisen).
4) die intellektuelle anspruchslosigkeit und rückwärtsgewandte
muffigkeit der ”reformvorschläge” sowie das völlige
fehlen auch nur einigermaßen radikaler gedanken - propagierung
der kleinschreibung, diskussion fragwürdiger phonem-graphem-relationen
-, über die sich mit gewinn auch streiten hätte lassen, erklärt
u.a. unsere anhaltende lustlosigkeit an der ”debatte”.
diese lustlosigkeit - die immer auch bestimmt war vom prinzip der individuellen
freiheit der schreibenden und der distanz gegenüber obrigkeitssprachlichen
gerüchen jeglicher art - hat uns dazu verführt, gewisse vorkommnisse,
die die durchsetzung der ”rechtschreibreform” begleitet
haben, zu wenig zu beachten.
erst jetzt, da wir mit den auswirkungen der ”reform” erstmals
auch institutionell konfrontiert sind (kommunikationsabstimmung im allgemeinen
schriftverkehr) und zur entscheidungsfindung die vorliegenden materialien
studieren, erkennen wir das ausmaß der bedenklichkeiten und bedauern
unser bisheriges schweigen.
um versäumtes wenigstens metaphorisch nachzuholen, haben wir entschieden,
unsere ablehnung mit einem zeichen zu verbinden und vom heutigen tag
an - unter beibehaltung gewisser "dichterischer freiheiten"
im rahmen der bisherigen orthographie - generell die kleinschreibung
zu verwenden:
1) als zeichen des protests gegen die unzeitgemäße verwendung
von steuergeldern , gegen die undemokratische vorgangsweise der rechtschreibreformer
, gegen die tatsache, daß die maßgebliche verantwortung
für die ganze angelegenheit bei einer ”kommission für
die deutsche rechtschreibung” - warum nicht wenigstens ”deutschsprachige”!
- in mannheim gelegen ist.
2) als zeichen unserer anteilnahme für jene weisungsgebundenen
lehrerinnen und lehrer (und ihre unmündigen schülerinnen und
schüler), auf deren rücken ganze bildungs- und staatsapparate
in gang gesetzt wurden, um den ”deutschunterricht” - statt
in bewegung zu bringen (”sprach- und schriftunterricht”)
- aufs neue festzuschreiben .
3) als zeichen unserer anerkennung für jene 1,6 millionen lesenden
und schreibenden in schleswig-holstein, die das, was sie in ihrer eigenen
schulzeit über den charakter des lesens und schreibens gelernt
hatten, ernst genommen und wenigstens eine volksabstimmung durchgesetzt
haben .
4) als zeichen eines demokratischen schriftverständnisses, das
gar nicht früh genug kommen kann: wie viele sprachwissenschaftler,
die seit jahrzehnten fordern, politische altlasten endlich auch aus
der schrift zu entfernen, sind wir der meinung, daß die auf gottsched
sich berufende schriftliche repräsentation von ständisch-hierarchischen
denkweisen, die - im unterschied zu den spanischen, englischen oder
französischen sprachen - in den deutschen sprachen bis heute gilt,
längst überholt ist (”gottsched sah in der großschreibung
der substantive eine lobenswerte errungenschaft des deutschen und betrachtete
die relativ schwere erlernbarkeit dieser regelung als eine möglichkeit
zur aufrechterhaltung des bildungsprivilegs von adel und aufstrebendem
bürgertum gegenüber dem einfachen volk.” ).
da sprache und schrift im besten sinn des wortes volksgut sind, also
in keiner weise irgendeiner staatlichen oder juridischen obrigkeit unterstehen:
”die kleinschreibung ist viel sinnlicher. die ist nicht so kopflastig.
da gehen die buchstaben nicht immer nur so nach oben.” (h.c. artmann)
”ich bin ja sowieso ein vertreter der konsequenten kleinschreibung.
die grossbuchstaben sind typografische fremdkörper.” (gerhard
rühm)
”personen ohne entsprechenden ständischen rang werden kleingeschrieben,
auch wenn sie hauptrollen einnehmen: Künig, Held, Ritter, aber
knecht, pawr, schreiber.”
unterzeichnet von:
h.c. artmann, franz josef czernin, hil de gard, curd duca, lotte ingrisch,
ernst jandl, gerhard jaschke, gert jonke, orhan kipcak, gerhard kofler,
christian loidl, kurt neumann, friederike mayröcker, heidi pataki,
rosa pock, carl pruscha, gerhard rühm, gerhard ruiss, ferdinand
schmatz, emil siemeister, marlene streeruwitz, bernhard widder, serafettin
yildiz, christian ide hintze
sowie mitarbeiterinnen und mitarbeiter der schule für dichtung:
dr. eva lauber, susanne toth, barbara ruhsmann, sandra nalepka,
dr. mathilde urban, orhan kipcak, peter utvary, ingrid schörkhuber,
werner hörtner,
dr. pipin henzl (aut), mag. gertraud obermarzoner, dipl.ing. martin
aster (ita), tschok ondrusova (cze), sonja orator-moor (sui), karin
kaminker (usa), mag. ulrike ulrich (ger)
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manifest 1999
manifesto 1999 (engl.)
manifest 2004
manifesto 2004 (engl.)
manifest 2005
manifesto 2005 (engl.)
linksammlung
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non-capitalisation,
virtue and protest
(concluding remarks to a pitiful "debate")
those educational institutions in this country which are not subject
to government directives, such as radio, television, the newspapers,
independent publishing companies etc. are at this time deciding whether
or not to accept the rules of the german "spelling reform"
.
the schule für dichtung (vienna school of poetry) has decided against
adopting these rules.
1) at a time of international, ethnic and cultural conflicts –
which always also represent eminent conflicts of language, writing and
communication – we have no interest whatsoever in supporting and
re-establishing what is nothing more than a minor self-indulgent german-language
complaint.
2) taking into consideration the process of european integration, which
encourages a give-and-take between the cultures involved, as also the
global confusion of signs (e.g. in e-mail and internet correspondence)
we regard any "reform" which does not transcend native-language
peculiarities on a non-european and global level, but instead regresses
to a provincial level, as sending out a completely false signal.
3) the delegates of the "wiener gespräche" (vienna talks)
might have been reminded – if of anything at all – of the
genius loci (see carl faulmann, who in his buch der schrift (book of
writing), published in vienna in 1880, compiled the first complete survey
of the history of writing and in it argued in favour of an open-minded
approach to the problems of written language . see the ability of the
viennese dialect to also refer to slavic, hungarian, jewish, romance,
phonetic elements etc).
4) our continuing lack of enthusiasm for the "debate" may
be explained, among other things, by the intellectually undemanding
nature and regressive stuffiness of the "reform proposals",
as well as the complete lack of any even slightly more radical ideas
– the propagation of non-capitalisation, a discussion of the questionable
relations between phonemes and graphemes – which could have been
profitably debated.
this lack of enthusiasm – which was also always determined by
the principle of the individual freedom of writers and a certain distance
to the odorous repute of authoritarian language of all kinds –
has tempted us to pay too little attention to certain events which have
accompanied the implementation of the "spelling reform".
only now, when we are for the first time also institutionally confronted
with the effects of the "reform" (coordination of communication
in general correspondence) and study the present materials in order
to come to a decision, do we recognise the extent of the seriousness
of the situation and regret our silence to date.
in order to make up for our neglect at least metaphorically, we have
decided to combine our rejection with a signal and, starting from today,
will in general use non-capitalisation – retaining a certain "poetic
licence" within the framework of the orthography that has been
in place up until now:
1) as a sign of protest against the anacronistic use of taxpayers’
money , against the undemocratic procedure of the spelling reformers
, and against the fact that the most of the responsibility for the whole
matter has been with a "commission for german spelling" –
why not at least "german-language spelling"! – that
is located in mannheim.
2) as a sign of our solidarity with those teachers (and their under-age
pupils) who are subject to state directives and upon whose backs entire
educational and state apparatuses have been set up in order to re-establish
the "teaching of german" – instead of getting it moving
("the teaching of language and writing") .
3) as a sign of our recognition of those 1.6 million readers and writers
in schleswig-holstein who take seriously what they learned in their
own schooldays about the character of reading and writing, and have
at least achieved a referendum .
4) as a sign of a democratic understanding of writing, which cannot
come too early: like many linguists, who have for decades demanded that
old political encumbrences should finally be removed from the written
language, we too are of the opinion that the written representation
of ways of thinking based on social and hierarchical class divisions
deriving from gottsched, which – in contrast to spanish, english
or french – has applied in the german languages until now, has
long become outdated ("gottsched saw in the capitalisation of the
substantive a praiseworthy achievement of german and regarded the relative
difficulty of learning this rule as a possibility of maintaining the
educational privileges of the aristocracy and aspiring middle-class
that were not enjoyed by the common people." ).
since language and writing belong to the people, in the best sense
of the phrase, i.e. are in no way subject to any state or juridical
authority:
”non-capitalisation makes much more sense. it is not so topheavy.
the letters don’t always only go upward.” (h.c. artmann)
”i am in any case a representative of consistent non-capitalisation.
capital letters are typographical foreign bodies.” (gerhard rühm)
”people without the corresponding social standing will write without
capital letters, even if they do play major roles: Künig, Held,
Ritter, but knecht, pawr, schreiber.”
signed by :
h.c. artmann, franz josef czernin, hil de gard, curd duca, lotte ingrisch,
ernst jandl, gerhard jaschke, gert jonke, orhan kipcak, gerhard kofler,
christian loidl, kurt neumann, friederike mayröcker, heidi pataki,
rosa pock, carl pruscha, gerhard rühm, gerhard ruiss, ferdinand
schmatz, emil siemeister, marlene streeruwitz, bernhard widder, serafettin
yildiz, christian ide hintze
as well as the employees of the vienna school of poetry:
dr. eva lauber, susanne toth, barbara ruhsmann, sandra nalepka,
dr. mathilde urban, orhan kipcak, peter utvary, ingrid schörkhuber,
werner hörtner,
dr. pipin henzl (aut), mag. gertraud obermarzoner, dipl.ing. martin
aster (it), tschok ondrusova (cz), sonja orator-moor (ch), karin kaminker
(usa), mag. ulrike ulrich (ger)
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"Österreichisch"
als eigene Sprache!
Keine "deutsche" Rechtschreibreform mehr!
Besondere Beachtung des "europäischen" Kontextes!
nationalliteratur
jo seizn es kane daitschn?
no oeso des samma wiaggli ned
owa eia dichterschbrooch is do daitsch
es heazzas jo - oder ned?
(ernst jandl: stanzen. Hamburg – Zürich 1992, Seite 129)
Die EU hat anläßlich des Beitritts Österreichs im sogenannten
"Protokoll Nr.10" die österreichische Sprache symbolisch
anerkannt (siehe Beilage), und zwar in Form einer Liste von 23 einzeln
angeführten Wörtern:
Beiried, Eierschwammerl, Erdäpfel, Faschiertes , Fisolen, Grammeln,
Hüferl, Karfiol, Kohlsprossen, Kren, Lungenbraten, Marillen, Melanzani,
Nuß, Obers, Paradeiser, Powidl, Ribisel, Rostbraten, Schlögel,
Topfen, Vogerlsalat, Weichseln
Die Unterzeichneten fordern die Bundesregierung auf,
- dafür zu sorgen, daß die Liste der 23 offiziell von
der EU anerkannten "österreichischen" Wörter erweitert
und die Sprache der Bewohner und Bewohnerinnen dieses Landes nicht
als eine bloße Vokabelsammlung verstanden wird
- keine weiteren finanziellen Mittel für die "deutsche
Rechtschreibreform" zur Verfügung zu stellen - keine Gelder
für eine Rücknahme, auch keine für eine Volksabstimmung
über "alt" oder "neu"! -, sich auch in Zukunft
an keiner "deutschen Rechtschreibreform" mehr zu beteiligen
und die eingesparten Mittel für die Förderung eines österreichischen
und europäischen Sprachbewußtseins zu verwenden
- alles daran zu setzen, das 1950 von Felix Hurdes und Ernst Fischer
initiierte, mittlerweile in 39 Auflagen erschienene "Österreichische
Wörterbuch" den zuständigen EU-Kanzleien in einer Weise
bekanntzumachen, daß in Zukunft Skurrilitäten wie der sogenannte
"Marmeladenstreit" einfürallemal vermieden werden (Bei
dem Versuch, für alle Länder der EU die Bezeichnung für
"Marmelade" zu regeln, wurde Österreich zunächst
"Konfitüre" vorgeschrieben, was erst nach tagelangen
Schlagzeilengefechten und Interventionen auf höchster politischer
Ebene geändert werden konnte)
- Untersuchungen durchführen zu lassen und Meinungsbildungsprozesse
zu fördern, die der Frage nachgehen, ob die Bewohner und Bewohnerinnen
dieses Landes ihre sprachlichen Eigenarten nicht nur sprechen, sondern
auch schreiben wollen
- bei einem positiven Ergebnis dieser Untersuchungen ein - aus Schriftstellern
und Schriftstellerinnen, Sprachwissenschaftlern und Sprachwissenschaftlerinnen
sowie Vertretern und Vertreterinnen anderer sprachinteressierter Gruppen
zusammengesetztes - Gremium mit der Entwicklung einer österreichischen
Schriftsprache zu beauftragen; bei dieser Arbeit sollte darauf geachtet
werden, aus den Fehlern der deutschen Rechtschreibreform zu lernen,
den europäischen Kontext und die eigene multilinguale Vergangenheit
in Betracht zu ziehen sowie insbesondere von Anfang an auf eine demokratische
Vorgangsweise Wert zu legen.
- nach Vorliegen eines positiven Arbeitsergebnisses dieses Gremiums
dafür zu sorgen, daß die in der Verfassung verankerte Formulierung
"Die Staatssprache ist Deutsch" ersetzt wird durch a) "Die
Staatssprache ist Österreichisch in einem europäischen Kontext"
oder b) "Die Staatssprache ist Österreichisches Deutsch
...." oder c) "Die Staatssprachen sind Deutsch und Österreichisch
..." sowie
- schließlich alles dafür zu tun, die Sprache der Bewohner
und Bewohnerinnen dieses Landes als eigenständige EU-Sprache
durchzusetzen.
Wien, im August 2004
Christian Ide Hintze, Autor, Schule für Dichtung
Marlene Streeruwitz, Autorin, Regisseurin
Roland Neuwirth, Autor, Sänger, Komponist
Robert Schindel, Schriftsteller
Prof. Dr. Rudolf Muhr, Universität Graz, Institut für Germanistik
Wortlaut des Protokolls Nr. 10
Protokoll Nr. 10 über die Verwendung spezifisch österreichischer
Ausdrücke der deutschen Sprache im Rahmen der Europäischen
Union
Im Rahmen der Europäischen Union gilt folgendes:
1. Die in der österreichischen Rechtsordnung enthaltenen und im
Anhang zu diesem Protokoll aufgelisteten spezifisch österreichischen
Ausdrücke der deutschen Sprache haben den gleichen Status und dürfen
mit der gleichen Rechtswirkung verwendet werden wie die in Deutschland
verwendeten entsprechenden Ausdrücke, die im Anhang aufgeführt
sind.
2. In der deutschen Sprachfassung neuer Rechtsakte werden die im Anhang
genannten spezifisch österreichischen Ausdrücke den in Deutschland
verwendeten entsprechenden Ausdrücken in geeigneter Form hinzugefügt.
Anhang
Österreich
Beiried
Eierschwammerl
Erdäpfel
Faschiertes
Fisolen
Grammeln
Hüferl
Karfiol
Kohlsprossen
Kren
Lungenbraten
Marillen
Melanzani
Nuß
Obers
Paradeiser
Powidl
Ribisel
Rostbraten
Schlögel
Topfen
Vogerlsalat
Weichseln
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Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften
Roastbeef
Pfifferlinge
Kartoffeln
Hackfleisch
Grüne Bohnen
Grieben
Hüfte
Blumenkohl
Rosenkohl
Meerrettich
Filet
Aprikosen
Aubergine
Kugel
Sahne
Tomaten
Pflaumenmus
Johannisbeeren
Hochrippe
Keule
Quark
Feldsalat
Sauerkirschen |
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'Austrian'
as a language of its own! No more 'German' spelling reform!
Give consideration to the 'European' context!
nationalliteratur
jo seizn es kane daitschn?
no oeso des samma wiaggli ned
owa eia dichterschbrooch is do daitsch
es heazzas jo - oder ned?
(ernst jandl: stanzen. Hamburg – Zürich 1992, Seite 129)
When Austria joined the EC the so-called 'Protocol Nr. 10' was made,
which is a list of 23 words meant to symbolically acknowledge the Austrian
language (* see below).
The undersigned are asking the Federal Government to undertake the
following:
- to see that this list of 23 official 'Austrian' words recognised
by the EC be extended and the language of the inhabitants of this
country not be seen simply as a loose collection of words
- to stop the allocation of funds for the 'German Spelling Reform'
– no more money for retractions or for plebiscites determining
'old' or 'new'! -, and to cease participating in any future 'German
Spelling Reform' and to use the resulting funds to support and promote
an Austrian and European language awareness
- making it a top priority to draw the responsible EC-Office's attention
to the 'Austrian Dictionary' (initiated in 1950 by Felix Hurdes and
Ernst Fischer and which in the meantime has 39 editions), and in future
to avoid such scurrilities such as the so-called 'Marmalade Dispute'
(In an attempt to regulate the term 'marmalade' for all EC countries,
Austria was prescribed the word 'Konfitüre' which only after
days of headline-debates and the intervention of high political rank
could be changed)
- to initiate and promote investigations and opinion polls dealing
with the question whether the inhabitants of this country want to
not only speak their linguistic characteristics, but also write them
- should the results of these investigations show a positive response,
a committee - made up of authors, linguists and representatives of
other language groups - may be authorised with the development of
an Austrian literary language; it is necessary in carrying out this
assignment to learn from the past mistakes of the German spelling
reform, to consider the European context and our own multilingual
past, and to value a democratic approach right from the start
- upon presentation of the completed project by this committee, to
arrange that the formulation 'The national language is German' in
the Constitution be replaced by either a.) 'The national language
is Austrian in a European context' or b.) 'The national language is
Austrian German...' or c.) 'The national languages are German and
Austrian...' as well as
- to undertake everything within your power to establish the language
of the inhabitants of this country as an independent EC language.
Vienna, August 2004
Christian Ide Hintze, Author, Vienna Poetry School
Marlene Streeruwitz, Author, Director
Roland Neuwirth, Author, Singer, Composer
Robert Schindel, Writer
Prof. Dr. Rudolf Muhr, University of Graz, Institute for German language
and literature studies
* The 23 words are as follows: roast beef, potatoes, ground meat, green
beans, hip, cauliflower, brussels sprouts, horseradish, filet, apricots,
aubergine, nut, cream, tomatoes, plum-jam, black currant, roast, haunch,
curd cheese, field salad, sour cherries, chanterelle, greaves
Protocol No 10
On the use of specific austrian terms of the german language in the
framework of the European Union
In the framework of the European Union, the following shall apply:
- The specific Austrian terms of the German language contained in
the Austrian legal order and listed in the Annex to this Protocol
shall have the same status and may be used with the same legal effect
as the corresponding terms used in Germany listed in that Annex.
- In the German language version of new legal acts the specific Austrian
terms mentioned in the Annex to this Protocol shall be added in appropriate
form to the corresponding terms used in Germany.
Annex
Austria
Beiried
Eierschwammerl
Erdäpfel
Faschiertes
Fisolen
Grammeln
Hüferl
Karfiol
Kohlsprossen
Kren
Lungenbraten
Marillen
Melanzani
Nuß
Obers
Paradeiser
Powidl
Ribisel
Rostbraten
Schlögel
Topfen
Vogerlsalat
Weichseln
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Official Journal of the European Communities
Roastbeef
Pfifferlinge
Kartoffeln
Hackfleisch
Grüne Bohnen
Grieben
Hüfte
Blumenkohl
Rosenkohl
Meerrettich
Filet
Aprikosen
Aubergine
Kugel
Sahne
Tomaten
Pflaumenmus
Johannisbeeren
Hochrippe
Keule
Quark
Feldsalat
Sauerkirschen |
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Schluss!
Aus! Ende! Finito!
Bemerkungen zur Orthographiedebatte
Es kann nicht sein, daß ein Projekt, das "buchstäblich
alle" betrifft, von einigen wenigen einfach so diktiert wird (1).
Es kann nicht sein, daß ein Projekt des 21. Jahrhunderts mit Methoden
realisiert wird, die noch aus der Kaiserzeit stammen. Es kann nicht
sein, dass auch heute noch versucht wird, über die Schulorthographie
den allgemeinen Sprachgebrauch zu regeln. Und es kann auch nicht sein,
daß ausgerechnet eine deutsche Rechtschreibreform ohne eingehende
Prüfung ihrer jüngeren Geschichte beschlossen wird. In diesem
Zusammenhang sind folgende Fragen zu stellen:
- Gibt es eine - personelle und konzeptuelle - Kontinuität zwischen
der aktuellen deutschen Rechtschreibreform und der von Reichsminister
Bernhard Rust initiierten, 1944 von Adolf Hitler als "nicht kriegswichtig"
gestoppten Reform? Sind die diesbezüglichen Informationen, Kommentare
und Materialien, die Hanno Birken-Bertsch und Reinhard Markner in
ihrem Buch "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus"
vorgelegt haben, einer ausreichenden Prüfung unterzogen worden
(siehe auch die Zitate in der Beilage)? (2)
- Warum ist die Öffentlichkeit über die Zeit zwischen 1933
und 1945 im unklaren gelassen worden? Haben die Verantwortlichen jemals
den Versuch unternommen, entsprechende Untersuchungen zu beauftragen
- vor allem im Hinblick darauf, ob es mit der Übernahme der Methoden
auch zu einer Übernahme der Inhalte gekommen ist? Wenn ja: was
ist dabei herausgekommen?
- Warum ist die traditionelle Tendenz, deutsche Wörter in ihrer
Herkunft zu bestätigen und etymologisch zu behandeln, Fremdwörter
jedoch ihrer Herkunft zu entkleiden und phonologisch darzustellen,
keiner Korrektur unterzogen worden? Warum ist sie sogar noch verstärkt
worden? (3)
- Warum wird in der laufenden Debatte seitens der Politik die eine
Seite der Medaille ("Einheit") betont, die andere aber ("Vielfalt")
weitgehend vernachlässigt?
- Warum ist es in der Orthographieregelungsfrage mit ihrer über
100jährigen Obrigkeitstradition nie zu einer demokratischen Neuorientierung
gekommen?
Sprache ist ein lebendiges Wesen. Ihre Schreibregeln sind Nachschriften,
Mitschriften – nicht Vorschriften. Sie folgen dem allgemeinen
Sprachgebrauch, der klassischen und der zeitgenössischen Literatur.
Sie können nicht konstruiert und von oben herab verordnet werden.
Die Unterzeichneten fordern:
1. Schluß mit staatlichen Schreibregelverordnungen!
2. Schlusz mit der Instrumentalisierung der Schulorthographie!
3. Aufschub der für den 1. August geplanten Einführung der
deutschen Rechtschreibreform!
4. Aufklärung ihrer politischen Geschichte!
5. Förderung von begleitenden Maßnahmen, die den sprachlichen
Reichtum der von der Vereinheitlichung betroffenen Länder gewährleisten!
(4)
6. Beauftragung von vergleichenden Studien über die Orthographieregelungspraxis
in anderen Ländern, insbesondere solchen, die ohne staatliche Eingriffe
auskommen!
7. Rückzug des Staates aus allen Angelegenheiten der Sprachregelung!
8. Übergabe der orthographischen Agenden an unabhängige, föderale
Gremien!
Wien, am 28. Juli 2005
Liste der Unterzeichnerinnen und Unterzeichner:
Gustav Ernst, Hans Haid, Christian Ide Hintze, Gerhard Jaschke, Elfriede
Jelinek,
Gert Jonke, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Friederike Mayröcker,
Anna Mitgutsch,
Roland Neuwirth, Gerhard Ruiss, Julian Schutting, Marlene Streeruwitz
Fußnoten:
(1) siehe die Volksabstimmung in Schleswig-Holstein vom September 1998:
56,4 Prozent waren gegen die Einführung, die Verantwortlichen haben
das Ergebnis ignoriert.
(2) Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus.
Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Eine
Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Wallstein Verlag, Göttingen 2000, 2. Auflage 2004
(3) siehe "Tolpatsch", "Spagetti", "Grislibär",
"Schikoree" usw. Francesco Sabatini, Linguist und Präsident
der Florentinischen Accademia della Crusca: "[...]politisch diktierte
Sprachreformen wie die deutsche schaden mehr, als sie nützen."
Die nationalistische Einfärbung fremder Termini akzentuiere die
Trennung der Völker, höhle den historisch gewachsenen kulturellen
Reichtum aus. "Was wir an lebendigem und antikem Sprachschatz teilen,
lässt uns über die Sprachgrenzen als Verwandte fühlen"
(zitiert nach Oliver Meiler: "Dante, Duden und Spag(h)etti"
in: Berliner Zeitung, 17.08.2004
(4) Artikel II-81 und II-82 der EU-Verfassung: "Diskriminierungen
insbesondere wegen (...) der Sprache (...) sind verboten." "Die
Union achtet die Vielfalt der Kulturen, Religionen und Sprachen"
Zitate aus dem Buch "Rechtschreibreform und Nationalsozialismus":
1. Schulpolitik und Sprachpolitik:
"Schon Rust hatte seine Zuständigkeit auf dem Gebiet der 'Schulorthographie'
als Hebel für seine Reformvorstellungen eingesetzt, genau wie dies
die bundesdeutschen Kultusminister (im Verbund mit der österreichischen
Unterrichtsministerin und den Erziehungsdirektoren der deutschschweizerischen
Kantone) für die ihren taten. Ziel war jeweils eine mittelbar für
die gesamte Bevölkerung verbindliche Regelung. Die 'Schulorthographie'
mit ihrem, wie es im Vorwort des aktuellen Regelwerks heißt, 'Vorbildcharakter
für alle' war nur Mittel zum Zweck." (S. 21)
2. Personelle und konzeptuelle Kontinuität:
"Der Kontinuität der Reformbemühungen über die Zäsur
1945 hinaus war mehr als nur eine personelle und institutionelle. Zentrale
Elemente des linguistischen Diskurses der dreißiger und vierziger
Jahre haben ihre Wirksamkeit für das Rechtschreibreformdenken durchgängig
behalten. Das gilt gleichermaßen für die theoretischen Axiome
wie für die pragmatische Vorstellung, man müsse Sprache von
oben herab (ver)ordnen." (S. 121)
3. Entscheidungsgrundlagen der Politik:
"Das Bestehen von Gemeinsamkeiten zwischen den Maßnahmenkatalogen
von 1944 und 1996 konnte nur überraschen, weil die Rechtschreibreformprojekte
der Nazizeit lange verschwiegen worden sind, der Hinweis auf sie nur
deshalb empören, weil er das ganze Reformvorhaben gefährdet.
So erklärt sich wohl, daß sich das von den bundesdeutschen
Kultusministern mit der Erarbeitung der jüngsten Rechtschreibreform
beauftragte Gremium, die Kommission für Rechtschreibfragen des
Instituts für deutsche Sprache in Mannheim, nie zu der Reform von
1944 oder überhaupt dem Thema Nationalsozialismus und Orthographie
geäußert hat." (S. 11f)
"Indem die Kommission sich dazu ausschwieg, ließ sie Politik
und Öffentlichkeit über die historisch-politische Dimension
ihrer Vorschläge im unklaren." (S. 12)
4. Sprachliche Einheit:
Bernhard Rust, SA-Obergruppenführer, seit 1934 Reichsminister für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, lässt 1936 von untergeordneten
Behörden Stellungnahmen zu der von ihm beabsichtigten Rechtschreibreform
einholen. Ein Referent des Oberpräsidenten der preußischen
Provinz Sachsen gibt folgendes Urteil ab: "Ob augenblicklich Oesterreich
und die Schweiz eine grundlegende Aenderung der Rechtschreibung mitmachen
würden, darf man vorsorglich zunächst bezweifeln. Daß
auch das deutsche Elsaß und die deutschen Teile Lothringens und
Luxemburgs mitgehen würden, wird man als noch weniger sicher annehmen
müssen. Das wäre aber für viele Deutsche, die doch noch
im tiefsten Innern auf einen Wiederanschluß dieser Gebiete zu
hoffen wagen, eine vom nationalen Standpunkt aus unwillkommende Abschließung
der deutschsprechenden Grenzgebiete." (S. 34)
5. Forderungskatalog:
"Die 'Arbeitsgemeinschaft' legte am 25. Juni 1954, zehn Jahre nach
der Bekanntgabe von Rusts Reform durch Karl Reumuth, einen ausführlichen
Forderungskatalog vor. Die einzelnen Punkte waren im wesentlichen altbekannt.
Wiederum stand die 'gemäßigte Kleinschreibung' an erster
Stelle, wurde die Eindeutschung von Fremdwörtern, die Trennung
nach Sprechsilben, der Wegfall des Kommas vor mit 'und' und 'oder' beginnenden
gleichgeordneten Hauptsätzen gefordert (..). Nicht neu war auch
die Beschwörung der historisch unwiederbringlichen Gelegenheit:
'Eine weitere Verschiebung der Reform (...) ist nicht mehr möglich;
es könnte sonst der Augenblick kommen, in dem Teile der deutschen
Sprachgemeinschaft ihre eigenen Wege gehen müßten, und dadurch
könnte die geistige Stellung Mitteleuropas ernstlich erschüttert
werden.' " (S. 116)
6. Gremien, die zu Gremien werden:
"Die Arbeitsgemeinschaft für Sprachpflege (...) eröffnete
erfolgreich jenen Reigen von Kommissionen und Konferenzen, welcher 'eine
durch persönlich personelle Verknüpfung gestiftete und gesicherte
Tradition auch mehrerer Forschergenerationen über mehr als drei
Jahrzehnte hin' schuf. Dieser Kontinuität, die man (...) 'als Reihendienst'
(...) oder - im Sinne einer Metapher aus dem Sport - als 'Staffellauf'
verstehen kann, verdankt sich letztlich auch die Rechtschreibreform
von 1996." (S. 120)
7. Die Fortzeugung von Unwissen:
"Unwissen zeugt sich fort. Die von den Kultusministern beauftragten
Kommissionen erarbeiteten über die Jahrzehnte immer neue Reformvorschläge.
In welchem Maße sie in der Tradition des Reformunternehmens von
1944 standen, war den Auftraggebern nicht bewußt." (S. 120)
8. "Stammschreibung" und "phonetisches Prinzip":
"Hatte man ursprünglich eine generelle Ersetzung von 'eu'
durch 'äu' (oder umgekehrt) intendiert, so war nun kein etymologischer
Zusammenhang zu entlegen, um die Verwandlung von 'schneuzen' in 'schäuzen'
oder von 'greulich' in 'gräulich' zu motivieren. Hinzu kamen pseudovolksetymologische
Bildungen, die offenbar illustrieren sollten, daß die Reform nicht
allein für die 'wenig Schreibenden', sondern auch für die
wenig denkenden Mitbürger konzipiert war: 'Quäntchen' etwa
oder 'belämmert' - und all dies, obwohl an anderen Stellen des
Regelwerks das traditionelle Reformanliegen spürbar wird, etymologisch
motivierte Schreibungen durch phonologische zu ersetzen ('Delfin', 'Spagetti',
'Grislibär', 'Schikoree')." (S.125)
"Das bescheidene theoretische Programm der Reformer ist in in einem
Gestrüpp widersprüchlicher Bestimmungen kaum noch aufzufinden."
(S. 125)
9. Theoretischer und politischer Anachronismus:
"Die Rechtschreibreform von 1996 bleibt ganz in dem Rahmen, der
schon Jahrzehnte zuvor gesteckt worden war. Es überrascht daher
nicht, wenn die Deutsche Gesellschaft für Sprachwissenschaft feststellt,
die Reform entspreche 'nicht dem Stand der sprachwissenschaftlichen
Forschung'. Vielmehr indiziert dieses Urteil nur in sehr milder Form,
daß die sprachphilosophischen Entwicklungen des zwanzigsten Jahrhunderts
an den Protagonisten der Reform vorbeigegangen sind. Dadurch allerdings,
daß die Reform von 1996 einen beträchtlichen Teil ihrer Grundlagen
gerade mit denen des letzten einer Realisierung nahegekommenen Rechtschreibreformversuchs
gemein hat, gewinnt ihr theoretischer Anachronismus eine politische
Dimension." (S. 126)
10. Aufklärung und Verhinderung:
"Die Aufklärung der politischen Vorgänge um die deutsche
Orthographie steht erst am Anfang. Sie ist lange durch dieselben persönlichen
Verpflichtungen und institutionellen Kontinuitäten behindert worden,
welche auch die Tradierung der theoretischen Grundannahmen des Rechtschreibreformdenkens
gesichert haben." (S. 125)
11. Fazit:
"Während es inzwischen für private Unternehmen zum guten
Ton gehört, sich mit ihrer Geschichte im Nationalsozialismus auseinanderzusetzen,
haben die Kultusminister und ihre Kommission sich von dieser Aufgabe
frei gesehen. Daß sie mit dieser scheinbaren Naivität ans
Werk gegangen sind, widerspricht der Sonntagsauffassung, es sei in Deutschland
der schonungslose Umgang mit der eigenen Geschichte bereits habitualisiert.
Sie läßt zudem erkennen, daß sich hierzulande kaum
auch nur ein Bewußtsein dafür entwickelt hat, wie politisch
jeder Eingriff in die Ordnung der Sprache unweigerlich ist." (S.
126)
zitiert aus:
Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus.
Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Eine
Veröffentlichung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Wallstein Verlag, Göttingen 2000, 2. Auflage 2004
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Stop! Enough! End! Finito!
Remarks on the Orthography Debate
It is not acceptable that a project which concerns "literally
everyone" is simply dictated by a few. (1) Nor is it acceptable
that a 20th century project is implemented using methods dating back
to the time of the Austro-Hungarian monarchy. It is not acceptable that
even today an attempt is being made to regulate the general use of language
by means of the orthography taught in schools. And it is not acceptable
that precisely a German-language spelling reform is being concluded
without an extensive examination of its recent history. In this connection
the following questions need to be raised:
- Is there a continuity – both personal and conceptual –
between the current German spelling reform and that initiated by one
of the Ministers of the Third Reich, Bernhard Rust, and only stopped
by Adolf Hitler in 1944 because it was "not important for the
war"? Has a sufficient examination been made of all the relevant
information, commentary and material relating to this, which has been
collected together by Hanno Birken-Bertsch and Reinhard Markner in
their book Rechtschreibreform und Nationalsozialismus (‘Spelling
Reform and National Socialism’)? – see also the enclosed
quotations (2).
- Why have no corrective measures been taken to counteract the tendency
to confirm the origin of German words and to treat them etymologically,
while stripping foreign words of their origin and treating them phonologically?
Why has this tendency in fact actually been strengthened? (3)
- Why, in the course of the present debate, has one side of the coin
(‘unity’) been so strongly emphasised by the politicians,
while the other side (‘variety’) has been largely neglected?
- Why is it that in the matter of regulating orthography, which has
a more than 100-year-old tradition of obedience to authority, no democratic
re-orientation has ever occurred?
- Why has the public been left in the dark about the period 1933-1945
and afterwards? Have those who are responsible ever made any attempt
to commission corresponding studies of that time – above all
with regard to the question of whether adopting its methods might
also result in its content being adopted? If so, then what emerged
from these studies?
Language is a living entity. The rules of spelling are postscripts,
notes – not regulations. The example they follow is that of how
language is used, as well as that of classical and contemporary literature.
It cannot be constructed and regulated by stipulations from above.
The undersigned therefore demand:
1. An end to state stipulation of spelling rules.
2. An end to the instrumentalisation of orthography in schools.
3. Postponement of the introduction of the German spelling reform, which
is planned to take effect on 1st August.
4. Elucidation of its political history.
5. Promotion of accompanying measures to guarantee the preservation
of the linguistic wealth of those countries affected by the introduction
of the spelling reform. (4)
6. The commissioning of comparative studies of the practice of orthographic
regulation in other countries, particularly in those countries which
manage without any state intervention.
7. Withdrawal of the state from any involvement in questions of language
regulation.
8. Transference of the orthographic agenda to independent, federal committees.
Vienna, 28th July 2005
Signed by the following writers:
Gustav Ernst, Hans Haid, Christian Ide Hintze, Gerhard Jaschke, Elfriede
Jelinek, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Friederike Mayröcker,
Anna Mitgutsch, Roland Neuwirth, Gerhard Ruiss, Julian Schutting, Marlene
Streeruwitz
Notes:
(1) For example, the referendum held in Schleswig-Holstein in September
1998: 56.4 per cent were against the introduction of the spelling reform,
yet the authorities ignored the result.
(2) Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und
Nationalsozialismus. Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der
deutschen Sprache. Published by the Deutschen Akademie für Sprache
und Dichtung (‘German Academy for Language and Poetry’).
Wallstein Verlag, Göttingen 2000, 2nd edition 2004, p. 21.
(3) See "Tolpatsch", "Spagetti", "Grislibär",
"Schikoree" etc. Francesco Sabatini, linguist and President
of the Florentine Accademia della Crusca: "[...] politically dictated
language reforms such as that of German do more harm than good."
The nationalistic coloration of foreign terms accentuates the division
of peoples and undermines the historically developed cultural variety
. "What we share in terms of our living and ancient store of language
allows us to feel like family relatives above and beyond our linguistic
borders." (Quoted by Oliver Meiler in: "Dante, Duden und Spag(h)etti"
in the Berliner Zeitung, 17.08.2004
(4) Articles II-81 and II-82 of the EU Constitution: "Discrimination,
in particular on the grounds of (...) language (...) is forbidden."
"The Union respects the variety of cultures, religions and languages."
Excerpts from the book Rechtschreibreform und Nationalsozialismus
("Spelling Reform and National Socialism")
1. School politics and language politics:
"Even Rust used his responsibility in the field of 'school orthography'
as a lever for his reform ideas, just as the Federal German Minister
for Education and Cultural Affairs (in collaboration with the Austrian
Ministry of Education and the educational directors of the German-Swiss
cantons) did for theirs. The aim of both was to create regulations that
were indirectly binding for the whole population. 'School orthography'
with its 'model character for all', as it is put in the preface to the
current set of regulations, was only the means to an end." (p.
21)
2. Personal and conceptual continuity:
"The continuity of the attempts to introduce a reform after the
caesura of 1945 was more than simply personal or institutional continuity.
Key elements of the linguistic discussion of the 30s and 40s have retained
their influence on the thinking behind the spelling reform. That applies
equally to the theoretical axioms and to the pragmatic idea that stipulations
relating to language have to be dictated from above." (p. 121)
3. The basis of political decision-making:
"The existence of common features in the two catalogues of measures
dating from 1944 and 1996 was surprising only because silence had for
so long been maintained about the spelling reform projects of the Nazi
period, while reference to them created an outrage simply because it
endangered the whole undertaking of the spelling reform. That is probably
why the committee set up by the Federal German Minister for Education
and Cultural Affairs to deal with the elaboration of the latest spelling
reform, the Commission for Orthographic Questions at the Institute for
the German Language in Mannheim, has never expressed an opinion either
about the reform of 1944 or about the subject of National Socialism
and orthography at all." (pp. 11f)
"By maintaining silence about this, the Commission left both the
politicians and the public in the dark about the historical and political
dimension of their proposals." (p. 12)
4. Linguistic unity:
In 1936, Bernhard Rust, Senior Lieutenant-General in the SA and since
1934 Minister for Science, Education and National Edification in the
Third Reich, requested subordinate authorities to give him their opinion
about the spelling reform that he intended to introduce. One adviser
to the First President of the Prussian Province of Saxony submitted
the following judgement: "First of all there must be considerable
doubt as to whether Austria and Switzerland would at present agree to
participate in a fundamental change of spelling. Whether German Alsace
and the German parts of Lorraine and Luxembourg would also go along
with it is presumably even less certain. However, for the many Germans
who, deep down inside, still dare to hope for a re-annexation of these
areas, such a closure of the German-language border regions would be
unwelcome from a national perspective." (p. 34)
5. Catalogue of demands:
"On 25 June 1954, ten years after Karl Reumuth announced Rust's
reform, the 'study group' presented an extensive catalogue of demands.
The individual points were essentially well-known. Once again the 'moderate
use of small initial letters' was first on the list, then there were
demands for the Germanisation of foreign words, word-division in accordance
with spoken syllables and for the omission of commas before main clauses
of equal status beginning with 'und' and 'oder' (..). Neither was the
evocation of the reform as a historically irretrievable opportunity
anything new: 'A further postponement of the reform (...) is no longer
possible; otherwise a moment might arise when part of the German-language
community has to go its own way, thereby causing a serious upheaval
in the intellectual position of central Europe.' (p. 116)
6. Committees that become committees:
"The study group for language cultivation (...) successfully started
off the merry-go-round of commissions and conferences which created
a 'tradition founded and maintained by personal staff connections that
served several generations of researchers for more than three decades'.
In the final analysis, it is to this continuity, which may be understood
(...) 'as serial service' (...) or – in the sense of a metaphor
drawn from the world of sport – as a 'relay race', that we also
owe the spelling reform of 1996." (p. 120)
7. The propagation of ignorance:
"Ignorance propagates itself. Over the decades, the commissions
set up by Federal German Ministers for Education and Cultural Affairs
elaborated ever new reform proposals. Those who set up the commissions
were not aware of the extent to which they were acting in the tradition
of the reform undertaking of 1944." (p. 120)
8. "Stem orthography" and the "phonetic principle":
"The original intention was to make a general replacement of 'eu'
with 'äu' (or vice versa), later no etymological connection was
too remote to justify the transformation of 'schneuzen' into 'schäuzen'
or of 'greulich' into 'gräulich'. In addition there were pseudo-popular
etymological creations that were evidently intended to demonstrate that
the reform was designed not only for those 'few citizens who write',
but also for the few citizens who think: 'Quäntchen' for example
or 'belämmert' – and all that, although in other parts of
the regulations the traditional concerns of the reform were noticeable,
with etymologically motivated spellings being replaced by phonologically
motivated ones ('Delfin', 'Spagetti', 'Grislibär', 'Schikoree')."
(p.125)
"The modest theoretical programme of the reformers can hardly be
recognised at all among the undergrowth of contradictory regulations."
(p. 125)
9. Theoretical and political anachronism:
"The spelling reform of 1996 has remained completely within the
parameters that had already been staked out decades beforehand. It is
therefore hardly surprising that the German Society for Linguistics
ascertains that the reform 'does not correspond to state-of-the-art
research in linguistics'. Rather, this verdict indicates, in a very
mild way, that the developments in linguistic philosophy that occurred
in the twentieth century have gone unnoticed by the protagonists of
the reform. However, because the reform of 1996 shares a considerable
part of its principles precisely with the last, almost implemented,
attempt at a spelling reform, its theoretical anachronism has acquired
a political dimension." (p. 126)
10. Elucidation and obstruction:
"Elucidation of the political procedures involved in German orthography
is only in its infancy. It has for a long time been obstructed by the
same personal commitments and institutional continuities which ensured
a continuation of the basic theoretical assumptions behind the ideas
of the spelling reform." (p. 125)
11. Conclusion:
"While it has in the meantime become considered the done thing
for private companies to come to terms with their role in the history
of National Socialism, the Ministers for Education and Cultural Affairs
and their commission have regarded themselves as being free of this
responsibility. The fact that they approached the matter with such evident
naiveté contradicts the generally accepted view that in Germany
an unsparing attitude to its own history has already become quite customary.
Furthermore it enables one to see that here in this country hardly any
awareness at all has developed for the fact that every intervention
in the rules of language is inevitably political." (p. 126)
Excerpts quoted from:
Hanno Birken-Bertsch, Reinhard Markner: Rechtschreibreform und Nationalsozialismus.
Ein Kapitel aus der politischen Geschichte der deutschen Sprache. Published
by the German Academy for Language and Poetry. Wallstein Verlag, Göttingen
2000, 2nd edition 2004
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