ich bin beglückt, daß Sie den mut gefaßt haben, bei der
gstanzldichterei mitzumachen. hier ein paar hinweise dazu:
interessant wäre, wenn Sie ihren vierzeiler
aus der sicht des städters verfassen würden (also nicht das
unbedingt übliche "dirndl"-metier, wo einer vom andern
abschreibt, wie ich gesehen habe!), und sich wirklich auf die u-bahn konzentrieren
würden. besonders reizvoll fände ich es, wenn dort oder da sogar
die stationen (z.b. "kettenbrückengasse" etc.) vorkämen.
so könnte man eine art "dichterischen fahrplan" erstellen...
zur durchführung:
versuchen sie, sich eine melodie vorzustellen. sie steht traditionellerweise
(da es ja ein gstanzl werden soll) im 3/4-takt (daktylus), sehr selten
im 2/4 od. 4/4-rhythmus (jambus, trochäus). meine hilfestellungen
dazu erfolgen ein paar tage später. zunächst wollen wir einmal
sehen, was dabei herauskommt. ich wünsche eine kecke inspiration
und verbleibe mit herzlichen grüßen
ihr roland neuwirth
20. sep 2002
sehr geehrte damen u. herrn,
viele von ihnen können mit dem einfachen begriff "daktylus"
noch immer nichts anfangen.
wenn man eine hebung (betonte silbe) mit einem gedankenstrich ( - ) bezeichnet
und eine
senkung mit einem punkt ( . ) und nun die abfolge - . . hinschreibe, erhalte
ich also eine betonte
und zwei unbetonte silben (um-ta-ta könnte man sagen), also einen
dreivierteltakt (1, 2, 3 gleichmäßig zu zählen).
wenn in einer zeile zwei daktylen hintereinander stehen ( - . . / - .
. ) spricht man von
zweihebrigen daktylen. es könnte nun davor noch eine unbetonte silbe
stehen (ein auftakt). das sähe nun so aus: . / - . . / - . . beispiel:
" a / frau geht in / supamoakt..." oder die senkung am schluß
könnte entfallen ( . / - . . / - . ), z. b.: " die / schule
für / dichtung..." natürlich sind alle denkbaren kombinationen
möglich. wie virtuos man nun damit umzugehen weiß, ist eine
frage des talents und der routine. die große kunst des dichters
ist es also, seine aussagen virtuos (und variierend) in die form zu bringen,
d. h. in das gewünschte versmaß (die metrik), die gestalt (z.
b. gstanzl, also vierzeiler) und dabei originell zu reimen (herz-schmerz
also nicht unbedingt).
ich hoffe, ihnen damit etwas geholfen zu haben und hoffe auf ein sensibleres
hören.