Spiel Nation Flagge Fan Masse Euphorie Pathos Ideologie Delirium
Eine Schwalbe ist eine Schwalbe ist eine Schwalbe

Das Mass aller Dinge: der delirierende Fussballfan

Falkner, ein euphorischer delirierender Fussballfan, befasst sich in dieser Klasse im Zusammenhang mit der Fussball-WM 2010 mit den Phänomenen Fantum, Sprache, Slogans, über Fussball schreiben, Euphorie und Pathos, Masse, Delirium, Manifest, Ideologie, kollektive Gesten, Nation und Flagge. Falkner ist Manifestierende, sie ist nicht neutral. Die scharfe Polaisierung von Gewolltem und Verneinten. — und: eine Schwalbe ist eine Schwalbe ist eine Schwalbe. Fussball und Falkner können und wollen niemals neutral sein.
Falkners Mannschaft ist die Algerische Nationalmannschaft. Diese wird die WM auch gewinnen.

Utopie und konkrete Wirklichkeitsgestaltung

Einen Monat die bedingungslose Hingabe an den Fussball inszenieren.
Sich am Unmöglichen orientieren.
Der Vollzugscharakter von Sprache.
Der mehrteilige Entwurf einer Utopie das Algerien die Fussball-WM 2010 gewinnen wird. Dieser Entwurf wird aber sehr wohl entlang der Realität der Spiele der WM gezogen. Dieser Entwurf einer Utopie wird in seiner Realisierung unweigerlich auf die Realität der Spiele der WM treffen. Also: Die Inszenierung einer parallelen WM-Realität. Falkner wird die gesamte WM aus diesem völlig subjektiven Blickwinkel betrachten.
Das Erschaffen einer neuen Realität und die darin utopische Dimension offenbaren. Ein hohes Mass an revolutionärer Energie freisetzend. Die Kraft der Behauptung. Falkners ganz konkrete Wirklichkeitsgestaltung!

Utopien sind idealistische Entwürfe, ein utopisches Ausgreifen über die Wirklichkeit hinaus, utopischer Überschwang als Antriebskraft. Der Manifestierende ist einer, der ausschliesslich auf Basis seiner subjektiven Präferenzen handelt, dass seine Maxime ein allgemein akzeptierter Prima-facie-Handlungsgrund würde.
Wirkliche Utopien sind weder harmlos noch erbaulich, sie treffen in ihrer Realisierung unweigerlich auf eine unüberwindliche Barriere. Interessant ist die ungeheure auch gewalttätige Kraft die in Utopien steckt — und dieser Aspekt lässt sich in Sprache und Bilder übersetzen. Wirkung und Wirklichkeit der Utopie verdanken sich ihrem manischen Enthusiasmus: Gewalt Liebe Sehnsucht. Utopisten verwandeln sich in Amokläufer, echte Utopisten zünden schlagen auf die Wirklichkeit ein. Eine Utopie ist manisch inspiriert, ein an Ort und Stelle wirkliches Ereignis. Utopie wird als "heilige" Idee wahrgenommen. Utopien schlagen blitzartig in die Wirklichkeit ein. Utopien als Vorstellung von etwas das fehlt. Sprache als Formungskraft. Dinge mit Worten tun wollen!
Der Entwurf einer Utopie ist unabhängig und ohne Rücksicht auf die Möglichkeit seiner Realisierung gestaltet. Bezug zur Realität ist vernachlässigbar. Konkrete Rückbezüge fehlen, die Frage der Realisierung wird gar nicht erst gestellt. Sie ist als Sehnsucht reflektiert. Ein intentionaler Text!

Eine unschuldige und gleichzeitig gnadenlose Idee. Falkners Konzept eines unschuldigen Anarchisten.

Mangel und Wunsch als die beiden Impulse utopischen Denkens.

Wer oder was ist FALKNER?

Der Schriftsteller als "Fleisch gewordenes Wort", die Installation seiner selbst als sprachlich vermittelte Skulptur, als kreatürlicher Akt. Die performative Dimension der Sprache. Verkörperung im Text. Eine Demonstration. Das Prinzip der Verausgabung und der expressionistische Duktus der Verkündung. Das Motiv des Manifestes und der Inschrift. Das Ausloten des performativen Charakters von Texten als eine Form des Proklamierens und Postulierens. Schliesslich, der körperlich-materielle Charakter von Texten. Ein Duktus wird zur Bühne.

Der intentionale und performative Impetus von Texten machen die Konzeption des Manifestierenden aus, sich an die Wand zu stellen ergibt die Schnittstelle Literatur/Performance/Intervention/Installation. Sich tatsächlich auszusetzen, das existentielle eines Textes vermittelnd. Der Körper der zum Zeichen wird, die Gerichtetheit kognitiver Akte. Die essentiell theatralische Komponente des Aktes der Stellungnahme als leitender Werkgedanke. Taktiken der Konfrontation deklinieren.

Manifeste sind intentional, wollen eine neue Realität erschaffen, sind die Offenbarung eines Willens. Ein utopisches Ausgreifen über die Wirklichkeit hinaus, utopischer Überschwang als Antriebskraft. Kein Abwägen. Kein Dafür oder Dagegen. Letztlich, sich jenseits jeglicher Moralität verorten.
Etwas kommt über die Stadt das Land die Welt ...

FALKNER bedeutet mit grossem Ernst und erschütternder Radikalität ans Werk zu gehen, wie schon "Manifest 01 — Eine Verbeugung vor der Ernsthaftigkeit" programmatisch vorgibt. Eine einsame Revolte, auf der Suche nach einer radikal anderen, wirklich entscheidenden abschliessenden Euphorie, Passion und Enthusiasmus im zuweilen gewaltvollen Agieren. Drastische und düstere Szenen, lustvolle körperliche Attacken, stets das aktive Moment betonend. Die vollkommene Zerstörung einer Ordnung. Genüsslicher und roher Zug in der Schilderung, der grossen Pose keinesfalls abhold. In unversöhnlichen harten Etüden arbeitet FALKNER an ihrer Welt- resp. Sehnsuchtsformel. Der Entwurf einer Utopie ist unabhängig und ohne Rücksicht auf die Möglichkeit seiner Realisierung gestaltet. Konkrete Rückbezüge fehlen, die Frage der Realisierung wird gar nicht erst gestellt. Sie ist als Sehnsucht reflektiert. Ein intentionaler Text!

FALKNER interessiert die ungeheure auch gewalttätige Kraft die in Utopien steckt — es ist dies ein Aspekt der sich in Sprache und Bilder übersetzen lässt. Wirkung und Wirklichkeit der Utopie verdanken sich ihrem manischen Enthusiasmus: Gewalt Liebe Sehnsucht. Revolte, Realisierungsmöglichkeiten von Totalität, die Leuchtkraft einer Gesetzgebung, aus dem Untergang ein Fest machend ...

Die bisweilen fatalistischen Sätze/Inhalte haben etwas Gnadenloses gleichzeitig Unschuldiges. Feierlich. Dem Überschwang verpflichtet. Also auf die Grösse von Gefühlen insistierend, auf extreme Gefühlslagen pochend. Als ein pathetischer Mensch in jeder Hinsicht Übertreibungen und Gefühlen ausgeliefert.
FALKNER handelt in anarchistischer Unschuld!

FALKNER geht es darum Schutzsituationen zu verlassen. Auslieferung. Überbringer und Verkünder eisigpathetischer Etüden. Sich in einer Utopie zu verorten. FALKNER ist demnach Sehnsuchtsort und Sehnsuchtsfigur, stellt sich zur Verfügung exponiert sich, ist Austragungsort — und verlangt im Gegenzug Hingabe!