christian loidl / alle beitraege

farnblütenlese - "massenheilungen folgen in kürze"

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beitrag von: Mesa


kraehe

stahl das atmen des schilfs
die flut
netzt
sanfter
das ufer.

schlafen will braut ohne macht
ophelia ist
ohne ehrgeiz.

liebend in
deinem nirgendwo lege lilien
eurem schnee-altar
juni-trug-bild
lauert-innen.



kommentar der lehrenden:


Das Gedicht gefällt mir sehr sehr gut, vielleicht bis auf die besonders schwierigen letzten Zeilen, aber auch die sind nicht schlecht. Die erste Strophe ist absolut phänomenal, die zweite sehr enigmatisch.
Weiter so!

Das ist recht gut. Orientiert sich mit drei verschiedenen Aussagen oder Themen an Loidls "Kopf". Die Problematik dabei besteht aber darin, dass die 3 Strophen eventuell beziehungslos werden. teil 3 ist erstaunlich: "liebend in deinem nirgendwo / lege lilien eurem schneealtar / juni-trugbild lauert innen."
besteht hier eine beziehung zu Ophelia, damit zu "Hamlet"?
bw


el


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krähe / Mesa / 06.12.2011 17:25
an bw:
Die 3 Strophen sind NICT beziehungslos! Die erste Strophe zeichnet ein Wasser-Bild, die zweite bezeiht sich tatsächlich auf OPhelia aus Hamlet (die sich aus Kummer, weil Hamlet sich von ihr abgewandt hat), ertränkt (da sind wir wieder beim Wasser), und die 3. Strophe nimmt das Trennungs-Thema wieder auf und die erkaltete Beziehung (da Hamlet sich nur noch auf seine Rache konzentriert und Ophelia "abserviert") Ich finde, das Gedicht hat - wenn man genau liest - sehr wohl einen Zusammenhang!
krähe / Mesa / 06.12.2011 17:21
"Übersetzung" der letzten Strophe:

Liebend in
deinem Nirgendwo, lege Lilien
eurem Schnee-Altar
Juni-Trugbild
lauert innen.

Ist es so klarer? Es geht offenbar um eine erkaltete Beziehung (schnee-altar), die Lilie ist eine Blume, die Tod und Abschied symbolisiert, und "Juni-Trugbild lauert innen" kann man so lesen, dass die Erinnerung an andere, wärmere Zeiten im Inneren noch lauert, d.h. unwillkommen in den Gedanken auftaucht.

Ich finde, wenn diese sinnentstellenden Bindestriche schon unbedingt in der Maske sein müssen, sollte man wenigstens den Versuch machen, sie sich wegzudenken. Und dass "Füllwörter" wie nirgendwo auch ein Substantiv sein können (erst recht, wenn sie mit einem Possessivpronomen verbunden sind), ist ebenfalls nicht so abwegig, oder? Es ist schon schwer genug, in diesen Listen irgendwas zu finden, womit man halbwegs sinnvoll arbeiten kann.